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Standorte für Oberflächenanlagen kritisch prüfen

Trüllikon, 20. Januar 2012 – Die Nagra hat heute ihre Vorschläge für Oberflächenanlagen unter anderem für die Region Zürich Nordost präsentiert. Die Leitungsgruppe der Regionalkonferenz nimmt die Standortvorschläge in den Gemeinden Marthalen, Rheinau und Schlatt TG zur Kenntnis. Da es sich hier um ein Tiefenlager für hochaktive Abfälle handelt, müssen diese besonders kritisch hinterfragt und auf deren Eignung geprüft werden. Mit der Diskussion dieser Vorschläge beginnt die erste wichtige Phase der regionalen Partizipation.

Die Regionionalkonferenz Zürich Nordost und die betroffene Bevölkerung sind aufgefordert, die Auswahl der Nagra im Verlaufe dieses Jahres sorgfältig und genau zu überprüfen. «Die Vorschläge sind noch keine Vorentscheide», sagt Jürg Grau, Präsident der Regionalkonferenz Zürich Nordost. «Es ist jetzt Aufgabe der Fachgruppen und der Regionalkonferenz, diese kritisch zu hinterfragen – auch mit der Möglichkeit, dass keiner der vorgeschlagenen Standorte als geeignet bestätigt werden kann.»

Überraschte Gemeindevertreter

Dass Rheinau mit seiner weit über die Kantonsgrenze hinaus bekannten Klosteranlage als Standortvorschlag für eine Oberflächenanlage vorgestellt wird, kommt für Gemeindepräsident Gerhard Gsponer völlig überraschend, pflegt doch der Kanton Zürich die Gemeinde als Bijou und schränkt dabei Überbauungsentwicklungen zunehmend ein. «Bisher konnte keine Gewerbezone mehr ausgeschieden werden und nun stehen plötzlich acht Hektaren zur Diskussion», staunt Gsponer und verweist darauf, dass eines der grössten Wasserreservoirs des Kantons Zürich in unmittelbarer Distanz des Standortvorschlages liegt.

Gleich mit drei möglichen Standorten auf ihrem Gebiet ist die Gemeinde Marthalen konfrontiert. Gemeindepräsidentin Barbara Nägeli beurteilt diese Auswahl äusserst kritisch, wurde doch kürzlich eines der genannten Areale als für die wirtschaftliche Entwicklung wichtiges Arbeitsplatzgebiet durch die Regionalplanungsregion Zürcher Weinland vorgeschlagen: «Der Gemeinderat wird sich intensiv mit diesen Vorschlägen befassen und sich zusätzlich in den Fachgruppen engagieren.»

In der Gemeinde Schlatt TG nimmt man den Vorschlag der Nagra zur Kennntnis. «Es braucht für jedes mögliche Standortgebiet eine solche Anlage, doch wird sie für die direkt Betroffenen immer am falschen Ort sein», merkt Gemeindeammann Kurt Engel an, weist aber zugleich auf die kritischen Punkte hin: «Bei uns ist sicher die sensible Rheinlandschaft mit den Grundwasservorkommen ein Thema. Was aber vor allem stört, ist die extreme Nutzungsstörung des frisch erschlossenen Industriegebietes und des angrenzenden Kulturlandes».

Fachgruppen-Zusammensetzung überprüfen

Die Regionalkonferenz begegnet der anstehenden Aufgabe mit grossem Respekt. Man darf unter diesen Vorzeichen gespannt sein, wie sie und ihre Fachgruppen mit den
Standortvorschlägen umgehen werden – insbesondere, wie es ihnen gelingen wird, die ihnen vom Bund zugedachte Rolle als kritische Begleiter auszufüllen, wenn es um die Beurteilung dieser Vorschläge und die Entwicklung allfälliger Alternativen geht.

Nachdem die Standortvorschläge nun auf dem Tisch liegen, will die Leitungsgruppe die Zusammensetzung der Fachgruppe Oberflächenanlagen überprüfen. Es sei wichtig, sagt Jürg Grau, dass Vertreter der betroffenen Gemeinden sich hier für ihre Anliegen Gehör verschaffen können.

Kooperation mit Region Südranden

Die geografischen Überschneidungen sind nirgends so gross wie bei den Standortregionen Zürich Nordost und Südranden. Daher arbeiten die beiden Regionalkonferenzen eng zusammen. So sind der Schaffhauser Stadtpräsident Thomas Feurer und Dr. Stephan Rawyler, Gemeindepräsident von Neuhausen am Rheinfall, als Mitglieder der Leitungsgruppe Südranden auch in der Leitungsgruppe Zürich Nordost vertreten – Thomas Feurer sogar als Vizepräsident. Im Gegenzug ist Verena Strasser, Gemeindepräsidentin von Benken, als Vertretung der Leitungsgruppe Zürich Nordost in die Leitungsgruppe Südranden delegiert. «Diese gegenseitige Vernetzung ist uns auch deshalb wichtig, damit uns niemand gegeneinander ausspielen kann», erklärt Jürg Grau.